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Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL)
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Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL)

Der Verlauf einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Da sich die Krankheit oft langsam entwickelt, bemerken viele Betroffene zunächst keine Symptome. In einigen Fällen ist keine sofortige Behandlung nötig, manchmal sogar gar keine. Andere hingegen müssen direkt nach der CLL-Diagnose mit einer Therapie beginnen.

Zusammenarbeit im Team
Verschiedene medizinische Fachleute arbeiten zusammen, um die bestmögliche Behandlung für Sie zu planen. Dieses sogenannte multidisziplinäre Team (MDT) bringt Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen zusammen.

Individuelle Therapieplanung
Die Behandlung, die Sie gemeinsam mit Ihrer:Ihrem Ärzt:in auswählen, richtet sich nach dem Fortschritt Ihrer CLL, einer chronischen (Form der) Leukämie, und den Ergebnissen genetischer Tests. Auch Ihr Alter, Ihre allgemeine Gesundheit, mögliche andere Erkrankungen und Ihre persönlichen Wünsche spielen dabei eine Rolle. Ihr:e Ärzt:in wird die Krankheit in ein Stadium einteilen und darauf basierend Ihre Prognose und den passenden Behandlungsplan mit Ihnen besprechen.

Da sich die chronisch lymphatische Leukämie (CLL) oft sehr langsam entwickelt, ist in einem frühen Stadium möglicherweise keine Behandlung nötig – besonders wenn Sie keine Symptome haben. In diesem Fall wird Ihr:e Ärzt:in die Krankheit regelmässig überwachen. Dieses Vorgehen nennt man „Watch-and-Wait“ oder kontrolliertes Abwarten.

Abwarten und beobachten
Diese Phase wird auch als „abwarten und beobachten“ bezeichnet. Ihre Erkrankung wird dabei regelmässig überwacht – zum Beispiel durch Bluttests, Kontrolltermine und Gespräche mit Ihrem Betreuungsteam. Ihr:Ihre Spezialist:in achtet dabei genau auf Anzeichen einer Krankheitsfortschreitung und bespricht mit Ihnen rechtzeitig, wann eine Behandlung erforderlich wird.

Auch in dieser Phase, ohne aktive Behandlung, werden Sie engmaschig betreut. Ihr Betreuungsteam steht Ihnen ganzheitlich zur Seite – durch die regelmässige Überwachung Ihrer Erkrankung, fachliche Beratung und Unterstützung im Bereich der psychischen Gesundheit.

Wenn die chronisch lymphatische Leukämie (CLL) Symptome verursacht oder erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt wird, kann eine der folgenden Behandlungsoptionen empfohlen werden:

Chemotherapie-Medikamente gehören seit vielen Jahren zu den bewährten Behandlungsmethoden bei Krebserkrankungen. Sie können als Tablette eingenommen oder über eine Infusion direkt in die Blutbahn gegeben werden. Dort wirken sie im ganzen Körper, indem sie das Wachstum und die Teilung von Krebszellen verlangsamen oder stoppen. Dabei können auch gesunde Zellen vorübergehend beeinflusst werden, was sich im Körper bemerkbar machen kann.

Zielgerichtete Therapien sind speziell entwickelte Behandlungen, die bestimmte Gene und Proteine in oder auf den Krebszellen blockieren. Diese Proteine sind wichtig für das Wachstum und Überleben der Krebszellen. Diese modernen Ansätze wirken gezielt auf die Krebszellen und schonen dabei weitgehend die gesunden Zellen. Einfach erklärt: Diese Behandlungen zerstören die Krebszellen, während die gesunden Zellen normal weiterarbeiten können.

Die meisten Menschen mit CLL, einer chronischen (Form der) Leukämie, die eine Behandlung benötigen, erhalten entweder eine Therapie mit Inhibitoren oder eine Chemo-Immuntherapie. Inhibitoren sind spezielle Medikamente, die gezielt Proteine blockieren, die für das Überleben der Krebszellen entscheidend sind. Dadurch werden die Krebszellen geschwächt oder abgetötet. Bei der Chemo-Immuntherapie werden Chemotherapie-Medikamente mit Antikörpern kombiniert. Die Antikörper helfen, die Krebszellen gezielt zu erkennen und zu bekämpfen, während die Chemotherapie die Zellen im gesamten Körper angreift.

Monoklonale Antikörper sind Medikamente, die bei chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) gezielt bestimmte Proteine auf weissen Blutzellen, den sogenannten B-Zellen, angreifen und diese zerstören. Diese Antikörper werden häufig zusammen mit einer Chemotherapie eingesetzt, um die Therapie noch wirksamer zu machen. Sie werden meist über eine Infusion direkt in die Blutbahn verabreicht.

BTK-Inhibitoren (Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitoren) sind Medikamente, die gezielt Proteine auf der Oberfläche von CLL-Zellen angreifen. Diese Proteine, sogenannte B-Zell-Rezeptoren, fördern das Wachstum und Überleben der Krebszellen. BTK-Inhibitoren blockieren diese Rezeptoren und unterbrechen so wichtige Signale, die die Krebszellen zum Wachsen benötigen. Dadurch sterben die Krebszellen ab.

Die Medikamente wirken, indem sie sogenannte Kinasen blockieren – das sind Proteine in den Zellen, die Signale wie Zellwachstum weiterleiten. BTK-Inhibitoren werden in der Regel täglich in Form von Tabletten oder Kapseln eingenommen und so lange angewendet, wie sie wirksam bleiben.

BCL2-Inhibitoren sind Medikamente, die gezielt ein Protein namens BCL2 blockieren. Dieses Protein ist in CLL-Zellen übermässig aktiv und sorgt dafür, dass die Krebszellen länger leben und weiterwachsen. Durch die Blockierung von BCL2 können die Krebszellen absterben. Diese Medikamente werden üblicherweise täglich als Tabletten eingenommen und solange fortgesetzt, wie sie ihre Wirkung zeigen.

Bei einer Stammzell- oder Knochenmarktransplantation werden gesunde Stammzellen von einem Spender in den Körper übertragen. Diese Stammzellen helfen dabei, neue, gesunde weisse Blutkörperchen zu bilden. Dieses Verfahren ist eine sehr intensive Behandlung und wird nur in besonderen Fällen angewendet, da es nicht für alle Patient:innen geeignet ist.

Die Strahlentherapie wird bei der CLL, einer chronischen (Form der) Leukämie, nur selten eingesetzt, da sie gezielt Strahlen auf eine bestimmte Körperregion richtet, um Krebszellen zu zerstören. Sie kann sinnvoll sein, wenn die Milz oder Lymphknoten stark vergrössert sind oder Beschwerden verursachen. Die Behandlung selbst ist schmerzfrei, kann jedoch vorübergehende Reaktionen wie Hautrötungen an der bestrahlten Stelle, Müdigkeit, Übelkeit oder Erbrechen verursachen.

Eine Splenektomie, die operative Entfernung der Milz, wird nur selten durchgeführt. Sie kann notwendig sein, wenn die Milz stark vergrössert ist, Beschwerden verursacht und andere Behandlungen nicht geholfen haben, sie zu verkleinern. Menschen können auch ohne Milz ein normales Leben führen. Das Risiko für Infektionen ist danach jedoch leicht erhöht. Deshalb sind eine regelmässige medizinische Überwachung und bei Bedarf zusätzliche Schutzmassnahmen wichtig.

Bluttransfusionen können helfen, wenn Sie an starker Blutarmut (Anämie) leiden oder Probleme mit Blutungen und Blutergüssen haben. Dabei wird Ihnen gesundes Blut übertragen, um die Anzahl der roten Blutkörperchen und Blutplättchen zu erhöhen. Rote Blutkörperchen transportieren Sauerstoff im Körper, während Blutplättchen wichtig für die Blutgerinnung sind. Diese Behandlung unterstützt Ihren Körper, besser mit den Beschwerden umzugehen.

Diese Medikamente werden häufig Menschen mit geschwächtem Immunsystem verabreicht, die ein erhöhtes Risiko für Infektionen haben. Bei chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) tritt dies oft auf, da die Anzahl der weissen Blutkörperchen vermindert ist. Antibiotika und Antimykotika (Medikamente gegen Pilzinfektionen) werden häufig zusammen mit einer Chemotherapie eingesetzt, da diese das Immunsystem zusätzlich schwächen kann. Ziel ist es, den Körper vor bakteriellen und Pilzinfektionen zu schützen.

G-CSF (Granulozyten-Kolonie-stimulierender Faktor) ist ein Protein, das die Bildung von weissen Blutkörperchen, insbesondere der Neutrophilen, fördert. Neutrophile sind wichtige Immunzellen, die dabei helfen, Infektionen zu bekämpfen. G-CSF wird eingesetzt, wenn die Anzahl dieser Zellen im Blut zu niedrig ist.

Es wird in folgenden Situationen verwendet:

  • Während der Chemotherapie: G-CSF regt das Knochenmark an, mehr Neutrophile zu produzieren, um das Infektionsrisiko zu verringern.
  • Vor einer Stammzelltransplantation: G-CSF unterstützt die Freisetzung von Stammzellen ins Blut, damit diese für die Transplantation gesammelt werden können.

G-CSF-Injektionen sind ein wichtiger Teil der unterstützenden Therapie bei chronischer lymphatischer Leukämie, insbesondere für Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder nach intensiven Behandlungszyklen.

Wichtige Aspekte bei der Behandlung von chronischer lymphatischer Leukämie (CLL)

Es ist entscheidend, sich gut über die empfohlenen Behandlungen und mögliche Risiken, wie etwa Auswirkungen auf das Herz, zu informieren. Ebenso sollten bestehende Vorerkrankungen berücksichtigt werden, damit Ihre:Ihr Ärzt:in eine Therapie wählen kann, die optimal auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt ist und Ihnen die bestmögliche Lebensqualität bietet.

Zögern Sie nicht, Ihre Bedenken zu äussern und Ihrem medizinischen Team so viele Fragen zu stellen, wie Sie benötigen. Wenn Sie unsicher sind, können Sie jederzeit eine zweite Meinung einholen.

Obwohl chronische lymphatische Leukämie (CLL) derzeit nicht heilbar ist, lässt sich die Krankheit mit einem individuell angepassten Behandlungsplan gut kontrollieren.

Es kann auch vorkommen, dass Sie sich entscheiden, eine laufende Behandlung nicht fortzusetzen. Diese Entscheidung liegt allein bei Ihnen, doch es ist wichtig, diese mit Ihrem medizinischen Team und Ihren Angehörigen ausführlich zu besprechen. In einem solchen Fall würde sich das Behandlungsteam auf eine palliative Versorgung konzentrieren, um sicherzustellen, dass Sie so angenehm und beschwerdefrei wie möglich leben können.

Prognose


Die Prognose bei chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) wird von mehreren Faktoren beeinflusst:

  • Wie weit die Krankheit bei der Diagnose fortgeschritten ist,
  • dem Alter zum Zeitpunkt der Diagnose,
  • und dem allgemeinen Gesundheitszustand.

Viele Menschen mit CLL, einer chronischen (Form der) Leukämie, leben heute fünf Jahre oder länger nach der Diagnose. Dank neuer, zielgerichteter Therapien hat sich die Lebenserwartung in den letzten Jahren deutlich verbessert.

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